most of words

Geneigter Leser,

zwei Jahre haben wir gewartet, nun ist er - haste nicht gesehen - für zwei Tage zu uns gekommen: der Sommer. Ziehen Sie sich also mit Christoph Schröders Kolumne auf Ihrem tablet in den Schatten zurÜck und warten Sie lesend ab, bis er wieder vorbei ist. Und wenn die ersten Tropfen fallen, machen Sie sich auf in die appleslounge, denn hier können Sie den lieben Gott ein guten Mann sein lassen. So oder so

Sommer 2.0 (12)

 Christoph Schröder
Fallen wir heute mal in ein anderes Extrem: den Sommer. Von den Eigenheiten seiner drei Kalender-Kollegen hat er so einiges, ja fast alles im Angebot. SaisonÜbergreifend! Okay. Frühlingsgefühle wirken im August etwas deplatziert. Das Laub fällt nicht so reichlich wie beim Kollegen Herbst. Und die Straßenglätte spielt sich eher in den Beziehungen der Menschen untereinander als auf den vom Kollegen Winter so eisig präparierten Fahrbahnen ab.

Aber sonst kann man getrost mit Hagel, Starkregen, Tornados, SandstÜrmen, Überschwemmungen und Temperaturen rotierend von bis im Umkreis nur weniger Kilometer rechnen. Der Spargel friert und das Kernobst informiert sich im ReisebÜro Über günstige Gruppenpreise gen Süden. Die Einzige, mit der man mit Sicherheit nicht rechnen kann, ist Frau Sonne. Madame hat wahrlich andere Sorgen. Was wird nicht alles von ihr erwartet. In den Zeiten der Solardächer, der „Energiewende“ und der auf den Mond geschossenen Umweltminister. War das früher, also sagen wir 2011, anders? Nein.

Schon zu Zeiten von dem alten, knorrigen Karl August Lünemann, dem legendären Gründer von Lünemannburg war das nicht anders. Nicht umsonst hiess auch der Berater der jungen Deutschen jahrzehntelang Dr. Sommer. Und: Die Loving Spoonfuls aus Nordamerika sangen vom Summer in the City. Warum? Weil er nicht da war. Oder nur noch in der Erinnerung der Rock-Barden existierte. Wer möchte sie missen, diese warmen Gedanken an gefühlt endlose Nächte ohne Zusatzdecken, nur mit der warmen Haut bekleidet, die Füße baumelnd an Gestaden, deren Namen man leider vergessen hat. (Kann man ja googlen.) Waren die Menschen in der kalendarischen Kernzeit des Kollegen SOMMER nicht insgesamt heiterer, sogar der germanische Mensch und seine hübschen Mädchen und Jungs? Wer möchte sich dazu zu Wort melden? Ja? Dr. Benn bitte:

„Einsamer nie als im August: Erfüllungsstunde - im Gelände ⁄⁄ die roten und die goldenen Brände ⁄⁄ doch wo ist deiner Garten Lust?“ Das ist doch die Frage, Herrschaften, heute und hier an diesem Sommertag, zu dieser Sonnen-Stunde, die danach schreit, ein Fest zu feiern. Ah, da ist ja auch Dr. Kästner!! Was möchten Sie uns dazu sagen, lieber Herr Kästner?
„Die Sonne scheint, als hätt es wieder Sinn. ⁄⁄ Wo sind die Tage, die so traurig waren? ⁄⁄ Es ist, um förmlich aus der Haut zu fahren. ⁄⁄ Die große Schwierigkeit ist nur: Wohin?

Fahren Sie dahin, wo immer Sommer ist. Der Sommer ist auf Flaschen gezogen und kann deswegen nicht weg. Der Sommer steckt im Geschmack, der in den Flaschen ist und schmeckt deswegen so gut. Die Reife aus den Flaschen, die ja aus der Reife des Sommers ist, kommt in die Gläser und wird so niemals schlechtes Wetter erleben. Fahren Sie in die Oase des Sommers 2012, wo sich sogar der Sommer über den Sommer freut. Auch an den Tagen, an denen die Gummistiefel von innen triefen. Geniessen Sie die sonnigen wonnigen Jahrgänge von mostofapples. Und das glÜckliche Strahlen der Gastgeber wird es Ihnen danken. Komme was da Sonne ...
Juli 2012

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