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![]() most of words ![]() Geneigter Leser! ![]() Das Schönste an most of apples sind neben den netten getränken, die man hier von Zeit zu Zeit zu sich nehmen kann, vor allem die netten Menschen, die man über diese getränke trifft. Menschen, die sich z.B. mit der Gegend, aus der das Obst für most of apples stammt, dem Wendland, auseinandersetzen. Beim nachfolgenden Text handelt es sich um einen Vortrag von Dr. Michael Lampe, einem unserer liebsten Kunden, der zeigt, dass man sich dieser Gegend am besten langsam, zu Fuß und unter Einsatz des Kopfes (wo ja bekanntlich auch der Gaumen seine Heimstatt hat) nähert. Probieren Sie es einfach selbst einmal. Die kulturelle Landpartie zwischen Himmelfahrt und Pfingsten ist ein guter Anlass dafür. Und: das Fahrrad ist dafür auch erlaubt. Aber jetzt: lesen! ![]() die wenden ![]()
![]() Fangen wir im Norden an. Dort lebten im heutigen Schleswig- Holstein die Angeln und südlich davon die Sachsen, so auf Höhe von Hamburg. An der Nordseeküste wie eh und je die Friesen. Vom heutigen Bremen Weser aufwärts war das Land der Chauken, also das Land meiner Vorfahren väterlicherseits. ![]() Entlang der westlichen Elbe siedelten die Langobarden, östlich die Semnonen, zwei Stämme, die es ja im Rahmen der Völker- wanderung weit bis nach Oberitalien geführt hat. Teutoburger Wald war Cheruskerland, im heutigen Hessen lebten die Chatten, am Niederrhein Bataver und Brukterer. Süddeutschland wurde von den Markomannen und Hermunduren dominiert. Der Rhein war Grenzgebiet zum römischen Reich, später der Limes. Soweit der Zustand der Welt. Was wir von ihr wissen, beruht meist auf röm- ischen Aufzeichnungen, denn unsere Altvorderen waren des Schreibens unkundig. Damit ist der absolute Wahrheitsgehalt der Darstellungen aus dieser Zeit stets zu relativieren. Die Wenden bildeten den am meisten nach Westen vorgeschobenen Stamm der großen slawischen Völkerfamilie; hinter ihnen nach Osten saßen die Polen, die Südslawen sowie die Groß- und Kleinrussen. Die Wenden rückten etwa um 500 in das von den Semnonen verlassene Gebiet zwischen Oder und Elbe ein und wurden hier bestimmend und gaben der Region ihr Gepräge, den Dingen und Ortschaften ihre wendische Namen. Es existierten drei Großstämme, die Obotriten im heutigen Mecklenburg, die Lutizer in Mark und Vorpommern und die Sorben im Meißnischen und der Lausitz und damit meine mütterliche Vorfahren. Innerhalb dieser gab es überall eine Unmenge von Stämmchen, wie z. B. Heveller im Havelland, die Spriavaner an der Spree, die Brizaner an der Priegnitz und viele mehr. Unter diesen Clans waren wohl die Ranen und die Redarier die wichtigsten, denn sie stellten die Hüter der heiligsten Tempelstätten Rethra und Arkona dar. ![]() Erste kriegerische Konflikte der Deutschen mit den Wenden finden unter Karl dem Großen statt, sind aber bedeutungslos, denn zu der Zeit hatte er doch alle Mühe, die heidnischen Sachsen zu christianisieren und ihre Irminsul umzuhacken. Im 10. Jahrhundert verdichteten sich die Animositäten und es kam zu großen Erfolgen des Sachsenheeres. Der Chronist in „Widukinds Sächsischen Geschichten“ beschreibt eine Schlacht wie folgt: So kam der Morgen und die Christen schickten sich nun ihrerseits zum Angriff an. Die Zahl der Wenden war so groß, dass, als die Sonne jetzt hell auf die durchnäßsten Kleider der hunderttausend Wenden schien, ein Dampf zum Himmel aufstieg, der sie wie in eine Nebelwolke einhüllte, während die Christen in hellem Sonnenlicht heranzogen und ob dieser Erscheinung voll Hoffnung und Zuversicht waren. Nach hartem Kampf flohen die Wenden, wurden im See ertränkt, die Gefangenen wurden alle, wie ihnen verheißen, noch am selbigen Tage geköpft. Abmurksen war auf beiden Seiten eine beliebte Beschäftigung. ![]() Ja, so waren sie, unsere Altvorderen, die Genfer Konvention war ihnen noch ein Fremdwort und der christliche Gedanke, dem Feind die andere Wange hinzuhalten war keinesfalls Militärphilosophie. Wie wir wissen, ist es in den nachfolgenden 1000 Jahren dies- bezüglich nicht viel besser geworden. ![]() Aber die Wenden begehrten noch einmal auf und gewannen eine große Schlacht am Tangerfluß im Jahre 983. Anführer war der Obotritenfürst Mistewoi, an sich schon Christ und Gefolgsmann Kaiser Ottos, den er, unterstützt von tausend wendischen Edel- leuten im Kriegszug nach Italien begleitet hatte. Als Dank er- wartete er die Vermählung mit der Nichte des Herzog Bernhard, damals Markgraf der Nordmark. Dies wurde durch Intrige ver- hindert und ob dieser Beleidigung versammelte Mistewoi die wendischen Führer in Rethra, berichtete von der Schmach, schwor dem Christentum ab, bekannte sich zu den alten heidnischen Göttern und führte die Wenden zum militärischen Erfolg, der das Land noch einhundertfünfzig Jahre in slawischer Hand konservierte. Querelen innerhalb der Wendenstämme und die Macht des Christentums höhlten das Wendische aus und durch den Sieg Albrecht des Bären war 1157 Schluss mit der Wendenherrlichkeit. ![]() Die Frage ist oft aufgeworfen worden, ob die Wenden wirklich auf einer viel niedrigeren Stufe als die vordringenden Deutschen gestanden hätten, und diese Frage ist nicht mit einem bestimmten „Ja“ beantwortet worden. Wie schon zur Römerzeit waren die Chronisten nun nur deutscher Herkunft und fröhnten ihren Vorurteilen, die da lauteten, der Wende lebe primitiv und habe einen verschlagenen Charakter. ![]() Zu den Gebäuden ist zu sagen, dass sie den deutschen ähnlich wertig waren und je nach dem vor Ort verfügbaren Baumaterial gefertigt wurden. Wie so häufig in der Geschichte, hat der Sieger alle herausragenden Tempel und Festungen zerstört, die verschonten Häuser und Hütten sind in den folgenden Jahrhunderten verfallen. ![]() Haus- und Kriegsgerät wurde wohl in mannigfacher Art erstellt, die Kleidung bestand aus Wolle und Leinen, ihre Qualität angeblich gröber als die deutsche. Hauptbeschäftigung der Wenden war freilich die Jagd und Fischerei, daneben die Bienen- zucht. Was den Charakter angeht, stehen Tapferkeit und Gast- freundschaft in allen Berichten, selbst bei Skeptikern, obenan. Daneben sollen sie aber auch falsch und untreu gewesen sein, jedoch mit dem einschränkenden Zusatz „zu ihren Feinden“. ![]() Indes unterschieden sie sich doch in einer Eigenart von ihren westlichen Nachbarn, ihnen fehlte die Kraft, große Ziele über Generationen im Auge zu behalten und beharrlich zu verfolgen, eine Eigenart, die zu allen Zeiten der Grundzug der germanischen Rasse gewesen und noch jetzt Bürgschaft ihres Lebens ist. ( O-Ton Theodor Fontane) Ausgerüstet mit liebenswürdigen und blendenden Eigenschaften, an Ritterlichkeit ihren Gegnern mindestens gleich, an Leidenschaft, an Opfermut ihnen vielleicht überlegen, gingen sie dennoch zugrunde, weil es ihnen an jener gestaltenden Kraft mangelte. Die Religion der Wenden war der der Germanen in der Vorchristenzeit ähnlich. Naturanbetung von Quelle, Baum und Hain, Waffenanbetung von Fahne, Schild, Lanze und die Bilderanbetung, dem eigentlichen Götzendienst mit 14 Göttern. ![]() Auf Rethra und Arkona befand sich ein Orakel, welches in großen Landesfragen konsultiert wurde. Die Örtlichkeit war ein Hain mit geschnitzten Götzenpfählen, Priester warfen Lose, aus denen sie die Zukunft und den göttlichen Willen herauslasen. Dann wurde ein heiliges weißes Pferd über am Boden liegende Lanzen geführt und die Schrittfolge des Tieres interpretiert. Aber nicht immer war der Wechsel der Religionen gewaltsam, an vielen Stellen standen, wo sich heute Kirchen befinden, zuvor heidnische Kultstätten. ![]() Dergleichen geschah mit den Menschen, sie wurden nicht nach Osten verdrängt sondern blieben im Lande und haben in allen Provinzen jenseits der Elbe unzweifelhaft jene „jute“ Mischrasse hergestellt, die wir heute vorfinden. Sicherlich hat es am Anfang eine Siegermentalität gegeben und dazu geführt, dass bestimmte Ortschaften sich rein sächsisch oder wendisch prägten, aber diese Region mit den armen Böden war auf Menschenzuzug immer angewiesen. Was die karge Natur und Seuchen nicht schafften, nämlich die Bevölkerung zu dezimieren, besorgte der Mensch. Pommern und Polen zogen brandschatzend, verheerend durchs Land und für diesen Raum gilt ganz besonders der friederizianische Satz: Das Land braucht Menschen; vor allem Menschen. Außer in der Lausitz, wo die Sorben noch der alten Herkunft zugewandt sind, scheint sonst fast alles Wendische verloren gegangen zu sein. ![]() Aber nein, wie in Gallien zur Römerzeit, als sich ein kleiner Ort widersetzte, so gibt es eine Region die sogar noch den Namen führt, es ist das Hannoversche Wendland. Ein Begriff der erst seit dem 17. Jahrhundert existiert. Das Wendland ist der Teil der östlichen Lüneburger Heide, der Kreis Lüchow-Dannenberg das Herzstück. ![]() Hier siedelten auf westlicher Elbeseite die Polaben oder auch Drevanen genannt, ein Wendenstamm mit Fürstensitz in Ratze- burg. Diese, heute wie damals nur schwach besiedelte Region, schmückt sich mit dem Attribut nirgendwo im Reiche wäre man weiter von einer Autobahn entfernt als hier. Was meiner Frau und mir, die wir ein von Oma geerbtes Kleinhäuschen, liebevoll Chateau genannt, in Bergen an der Dumme besitzen, die Anfahrt meist auf unerquickliche 5 Stunden verlängert. ![]() In dieser Landschaft finden wir die klassischen Rundlingsdörfer mit den wundersam wendischen Namen wie Mammoisel, Reddereitz, Satemin, Klein Witzeetze oder Meuchefitz. Über nur eine Zufahrt kommt man in ein Örtchen, in dessen Mitte idyllisch mächtige Eichen stehen und die Gehöfte gruppieren sich wie auf einer Perlenkette drum herum. Auf einem hohen Pfosten thront, unterlegt mit einem Wagenrad, ein Storchenpaar in seinem Nest, feuchte Wiesen und Weiden bieten beste Nahrungsgrundlage für die Aufzucht von Adebars Klapper- schnäbeln. ![]() Bis zur Wende im Jahre ‘89 war dieser Bereich wirtschaftlich abgeschnitten und auch die Wiedervereinigung konnte den Dornröschenschlaf nicht beenden – Gott sei Dank. Dank gilt auch den Steuergeldern aus dem Grünen Plan, die dafür gesorgt haben, dass alle Feld- und Radwege bestens asphaltiert sind. Ein Eldorado für Wanderer und Radfahrer. So wie Martin Luther King eine Traum hatte, so hab ich auch einen, er lautet: Wanderweg Uelzen-Schnackenburg. Hier auf einer Strecke von 130 Kilometern werde ich in diesem Sommer das Wendland erwandern. Allein, mit Rucksack, begleitet von meinen beiden Hunden, geschlafen wird nur draußen unter freien Himmel (Ich variiere Kant: Der bestirnte Himmel über mir, das romantische Herz in mir). Als einzige Literatur nehme ich Eichendorff mit und jeden Tag werde ich mindestens ein Gedicht auswendig lernen. ![]() Mondnacht Es war, als hätt der Himmel Die Erde still geküsst, Dass sie im Blütenschimmer Von ihm träumen müsst. Die Luft ging durch die Felder, Die Ähren wogten sacht, Es rauschten leis die Wälder, So sternklar war die Nacht. Und meine Seele spannte Weit ihre Flügel aus, Flog durch die stillen Lande, Als flöge sie nach Haus. ![]() Ich lagere auf einer Anhöhe am Waldesrand, der Blick geht weit ins leicht hügelige Land, der warme Sommerwind weht sanft raschelnd durch die Blätter, hoch oben kreisen zwei Raubvögel, hin und wieder vernimmt man ihr Rufen. Aus der Ferne hört man ein zartes Glockengeläute vom Kirchturme, da wird mir ganz wundersam ums Herze. In der Nacht verwöhnt mich die Nachtigall ![]() Frisch auf denn liebe Nachtigall, Du Wasserfall mit hellen Schall! Gott loben wollen wir vereint, Bis dass der lichte Morgen scheint am Tage erquicket mich der Lerche Sang Die Lerche grüßt den ersten Strahl, Dass er die Brust ihr zünde, Wenn träge Nacht noch überall Durchschleicht die tiefen Gründe. Und du willst, Menschenkind, der Zeit Verzagend unterliegen? Was ist dein kleines Erdenleid? Du musst es überfliegen. ![]() Mal schauen wie es so wird mit dem einfachen Leben, ich werde Ihnen auf alle Fälle davon berichten wie es war – im Land der Wenden. ![]() Michael Lampe / Mai 2009 ![]() { zurück } { seite drucken } |