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Geneigter Leser!

Gut Ding will Weile haben. Oftmals angekündigt, aus Gründen des
Jugend- und des Schutzes vor literarischen Querverweisen oftmals
verschoben, haben wir uns letztendlich zur Veröffentlichung durch-
gerungen. Wir denken, nach 10 Beiträgen von Christoph Schröder
rund um den Apfel sind Sie, geneigter Leser, gefestigt genug,
auch diesen Text zu verarbeiten. Zudem scheint uns der
Frühlingsanfang der richtige Zeitpunkt zur Veröffentlichung:

der apfel und der sex
 Christoph Schröder Aufklärung gefällig? „Sehr gerne!“ (ein anony-
mer Kellner aus Dingsda). Gehört der Kultur-
apfel doch zur Familie der Rosengewächse (Rosaceae). Und gilt seit eh und besonders in paarigem Auftreten als Umschreibung für die weibliche Brust. Oder höher aufgehängt: als Offenbarung des weiblichen Prinzips. Göttlich
gar. Bei Goethe sagt Doc Faust in der Wal-
purgisnacht
:

Einst hatte ich einen schönen Traum: Da sah ich einen Apfelbaum /
Zwei schöne Äpfel glänzten dran / Sie reizten mich, ich stieg hinan.“

Und die Schöne, die Angesprochene, sie antwortet: „Der Äpfelchen
begehrt Ihr sehr / Und schon vom Paradiese her / Von Freuden fühl ich
mich bewegt / Dass auch mein Garten solche trägt.“ 
Zwei vollreife
Fruchtschalen begegnen sich. Er bringt die Leiter mit. Und sie die
Früchte. Es können auch mal Zankäpfel dabei sein –> Zankapfel-
saft!


Bei den Griechen hiess die Hauptsachebearbeiterin Aphrodite.
Bevor Eva bei Edeka arbeitete, bediente sie den Adam. Bei den
Germanen hiess sie „Iduna“ (ui!). Schon bald folgten literarisch
Anais Nin und Josefine Mutzenbacher. Wobei letztere auch im
Bereich der Pflaumen und ihrer Bäume einiges an Vorfällen zu
berichten hatte. „Alle Früchte haben etwas- / Frei gesagt:
Unanständiges, / Etwas Nuditätes an sich. / Darüber freue ich
mich.“ (freute sich Joachim Ringelnatz: Frucht-Zucht-Frucht). Zu
allen Zeiten wollten die Bäume bestiegen und die Früchte geerntet
werden. Was auch die Frage beantwortet, wie die jungen Äpfel in
die Bäume kommen. Antwort: ein paar Monate später. Dann
werden sie, falls nicht unterm Baum verspeist oder vom Maler
Rubens üppig gemalt, überaus irdisch weitergereicht. Oh Du Baum
des ewigen Lebens! Goldener Äpfel Pfand für jugendspendende Freuden
ohne Ende, des Bebens ohne Flaschenpfand 
(Siehe auch Frau Holle
oder Charles Baudelaire: Die Äpfel des Bösen.)

Cut/Schnitt.

Schon zeitnah schäumt sämig der mostfrische Saft in
den keimfreien Bottichen vergänglicher Vergärung. Die professio-
nellen Liebhaber warten schon. In knallroten Automobilen holen
sie die Nektarware ab, um ihnen die Kultur zu verpassen, die die
Lust am Apfel noch weiter, also bis ins Unermeßliche steigert.
„Alle Äpfel wollen Ewigkeit“ (Friedrich Nietzsche). Wobei wir wieder
bei mostofapples sind. Und Ihrem Klick in den Shop.

(Nächste Folge: Der Apfel und das Alter. Sehr wahrscheinlich unter Mitwirkung von Philip Roth!)

C/S März 2009

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