most of words

Geneigter Leser,

eine traurige Zeit, eine triste Zeit, der Jahresanfang. Da empfiehlt es sich, ein Fläschchen zu öffnen, sich mit dem Laptop vor dem Kamin niederzulassen und sich den Worten unseres Kolumnisten zu widmen. Tauchen Sie mit ihm ein in längst vergessene Zeiten. Versetzen Sie sich an einen Ort wie z.B. Bielefeld und Sie werden feststellen, dass es eigentlich ganz hÜbsch ist vor Ihrem Kamin.
Damit zumindest Ihre Augen ein wenig Bewegung bekommen in dieser Zeit des Rastens und Rostens, haben wir diesmal auch freundlicherweise auf die Erstellung einer Audiodatei verzichtet. Und wenn Sie sich nach all dem Guten, das wir Ihnen hier zu tun versuchen, immer noch mies fÜhlen, denken Sie mal Über den Tipp am Ende des Textes nach...

die apfelstraße im wandel der zeit

 Christoph Schröder Schon mal darauf geachtet? Überall gibt es sie. Die Apfelstraße. Knapp hinter Seiden- und Salzstraße folgt schon sie. Bei „Monopoly“ gibt es sie nicht (warum eigentlich? Hat sie Goebbels rausgeschmissen als er 1936 das Spiel verbot?).
Im Lallinger Winkel verbindet sie Ranzing, Stritzing und Hunding (jedenfalls ist das so geplant). In Magdeburg gehört sie zur in Ost wie in West beliebten Altstadt.
Die Steirische Apfelstraße gar ist 25 km lang. Wo will uns diese fruchtige Umleitung hinfÜhren? Na?
Wohl nirgendwo auf der Welt hat die Apfelstraße so viel zu bieten wie in Bielefeld.
Sie, die Apfelstraße in der Nähe des Zentrums von OWL (Ostwestfalen-Lippe) ist eine pralle Kette besuchenswerter Vorteile. Getränke-Mertens mit Jungbernersennen-RÜde „Odin“ (2) hinter dem Tresen, die freundlichen Geldeintreiber von „Elektro-Götsch“, die „Alte Ziegelei“, „Anne-Kleps-Busreisen“ (die sich rÜhmen „Die Welt zu Gast in Bielefeld“ zu betreuen), die Arminius-Apotheke (wo man die Mittel gegen die Kopfschmerzen, die Arminia Bielefeld chronisch verursacht, käuflich erwerben kann). Das Fitness-Center „Outfit“ (Haus-Nr.8) und die Trink- und Speisengaststätte „Zankapfel“ (Nr.60), wo man sich immer wieder gern mit der Welt und Bielefeld verträgt.
Nur eins gibt es natÜrlich dort nicht, an dieser pulsierenden Hauptschlagader des östlichen Westfalens. äpfel finden Sie nur im „Edeka Aktivmarkt“. Ende der Karriere.
Das war nicht immer so. Noch vor wenigen Jahrzehnten wuchsen hier prächtige Sorten an knorrigen Bäumen in dieser Überaus prächtigen Erde der Nachfahren des Cheruskers. Die ersten wurden direkt vom Baum geschnappt... dann die lange Holz-Leiter in denselben gewuchtet... oder der stets rostige PflÜcker an riesiger Bambusstange... und danach Zinkwannen wurden gefÜllt... die Klappboxen der Baumärkte waren noch lange nicht erfunden... und zum Moster gebracht mit dem VW-Käfer, Jahrgang 1961, beladen bis zur Decke und vorne an der Armatur die kleine Blumenvase befestigt mit Saugnapf. Das war sie wirklich, die wirkliche: unsere Apfelstraße.
Nach ein paar Wochen wurde in stabilen Holzkisten die flÜssige Ernte heim ins Heim geholt. Dann gab es die folgenden sechs - neun Monate Apfelsaft. Auch mal als Schorle, meistens aber pur. Eine gefÜhlt schöne Zeit mit dem Geschmack derselben. Vorbei. Vorbei. Wie gut, dass es ihn noch gibt, den shop.
C/S Januar 2011

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